Auf dem Boden stehen Töpfchen mit bunten Farben, daneben weitere Paletten, Pinselsets und Wassergläser. Es wird fleißig gemalt, allerdings nicht auf Papier, Leinwand oder Karton, sondern auf Hände und Arme.

Immer zwei Mädchen beziehungsweise junge Frauen haben sich zusammengefunden. Während die eine an Figur, Schriftzug oder Dekoelement arbeitet, liegt die andere mit einer Augenbinde auf dem Rücken und kann sich ganz aufs Bemaltwerden konzentrieren. „Welche Farbe ist das?“, möchte eine junge Frau wissen. „Eine gute Farbe“, lautet die Antwort.
Auf den Armen finden sich Margeriten, Herzen, ein „Hallo“ oder ein kleines Geschöpf mit großen Ohren. Mal wird der Arm komplett und knallig bearbeitet, mal Luft um die Motive gelassen, manchmal erkundet das jeweilige Duo auch einfach das Gefühl für die jeweilige Hautpartie. Die Feststellung „Das kitzelt am Kinn!“ geht in ein leises Lachen über. Gegenüber stellt eine junge Frau fest, dass sie die Pinselarten mittlerweile unterscheiden kann.

Doris Mayer, die als Berührungs- und Paarcoach arbeitet, begleitet die Gruppe

„Es geht ums Hinspüren und darum, zu merken, ob Druck und Tempo stimmen und was die Berührung ausmacht. Der Pinsel ist sozusagen die Verlängerung der Hand“, sagt Doris Mayer, die die Gruppe am Nachmittag begleitet. Als Berührungs- und Paarcoach sowie Gesundheitspraktikerin arbeitet sie auch mit traumatisierten Frauen. Ob dabei eine Gewalterfahrung oder die Auseinandersetzung mit einer Krebserkrankung und den Folgen Thema ist, die Erfahrung des eigenen Körpers und was sich gut und nicht gut anfühlt, spielt dann eine besondere Rolle. „Frauen haben oft Abgrenzungsprobleme“, sagt Doris Mayer. Aber um auch Stopp sagen zu können, braucht es neben der entsprechenden Selbstsicherheit auch ein Wissen über das eigene Körpergefühl und das, was Doris Mayer als Berührungsspektrum bezeichnet.

Das Bodypainting ist eine Methode, sich diesem Wissen (wieder) anzunähern. Im Alltag kann die Spanne von in positivem Sinn berührt werden bis hin zu Gewalt reichen und das ist auch der Hintergrund, vor dem der Workshop in der Schulsozialarbeit der Walterich- und Herzog-Christoph-Schule angeboten wird. Er bildet den Abschluss des Aktionspakets zum Thema „Nein zu Gewalt an Mädchen“, das zum ersten Mal in solch einem Rahmen an Walterich- und Herzog-Christoph-Schule aufgegriffen wird, berichtet Schulsozialarbeiterin Margit Körner. In einer konzertierten Aktion hat sie im Schulterschluss mit dem Kreisjugendamt Veranstaltungen für die Abschlussklassen neun und zehn organisiert. Unterstützung kommt dabei auch von Laura Lentini und Jana Huber, die soziale Arbeit an der Dualen Hochschule Stuttgart studieren, über ihre Praxisausbildung vor Ort – im Landratsamt/Jugendreferat und bei der Stadt Backnang – arbeiten und während der Aktionstage weitere Erfahrung sammeln und sich einbringen. Der Startschuss fiel am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, erzählt Margit Körner. Im Schülertreff standen drei große Holzbänke bereit, denen die Schülerinnen der Abschlussklassen sowie Mädchen des Jugendhilfeprojekts Arche Murrhardt ein farblich passendes Outfit – einen orangefarbenen Anstrich – verpasst haben.